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Forschungsprojekte


Doc@Home® – telemedizinische Unterstützung von Zuhause aus

Chemotherapie ist eine häufig angewandte Behandlungsform bei Krebs. Sie kann verschiedene Nebenwirkungen und Symptome (Beschwerden) hervorrufen, die - wenn sie nicht entsprechend behandelt werden - den betroffenen Menschen stark belasten können. Chemotherapien werden häufig ambulant durchgeführt. Die meisten Patient:innen müssen somit mit den Nebenwirkungen der Behandlung zu Hause fertig werden, mit nur begrenzter Begleitung durch Ärzt:innen und anderes medizinisches Fachpersonal. Daher ist es wichtig herauszufinden, wie man Menschen, die eine Chemotherapie erhalten, im Umgang mit Beschwerden unterstützen kann, wenn sie zu Hause bzw. außerhalb des Spitals sind.

Im Zeitraum 2014–2019 wurde die randomisierte, kontrollierte EU-Grant Studie eSMART an zwölf Kliniken in fünf europäischen Ländern durchgeführt. Die MedUni Wien war der einzige deutschsprachige Standort und mit insgesamt 140 an Krebs erkrankten Patienten involviert: Brust- und Dickdarmkrebs sowie Hodgkin- und Non-Hodgkin Erkrankungen. Beide Studiengruppen erhielten den bewährten Behandlungsstandard. Die Interventionsgruppe erhielt zusätzlich ein smartphoneähnliches Gerät mit nach Hause. Zwei Funktionen sind mit dem Smartphone verknüpft: tägliche Symptomerhebung sowie evidenzbasierte Information und Aufklärung zur Erkrankung und möglichen Nebenwirkungen.

Nahezu zwei Jahrzehnte Forschung und Entwicklung liegen nun hinter der Symptom-Management-Software von Docobo®. Diese Technologie ermöglicht Echtzeit Monitoring und Symptom-Tracking bei Krebspatient:innen. Durch die tägliche Symptom-Erfassung via App am eigenen Smartphone wird nicht nur der Alltag des:der Patient:in erleichtert, sondern auch der klinische Alltag des Betreuungsteams durch direkte, konkrete, schnelle Hilfestellung.

Das Ziel dieser Durchführung ist eine mögliche Früherkennung und Reduktion von chemotherapiebedingten Nebenwirkungen sowie mögliche Verbesserungen in den Bereichen Lebensqualität, Ängstlichkeit, Depressivität, Bedarf an Unterstützung, Einschränkungen in der Berufstätigkeit und Fähigkeit zur Selbstversorgung..

Nach jedem Chemotherapiezyklus (bis zu maximal sechs Zyklen) und drei, sechs, neun und zwölf Monate nach Abschluss des sechsten Chemotherapiezyklus wurden in beiden Studiengruppen patient reported outcome measurements (PROMs) erhoben:

  • Functional Assessment of Cancer Therapy-General (FACT-G)
  • Supportive Care Needs Survey-Short Form 34 (SCNS-SF34)
  • State-Trait Anxiety Inventory-Revised (STAI-Y)
  • Communication and Attitudinal Self-Efficacy scale for cancer (CASE-Cancer)
  • Work Limitations Questionnaire (WLQ)
  • EuroQol (EQ-5D)
  • Client Services Receipt Inventory (CSRI)

Insgesamt konnte anhand von 829 Studienteilnehmern innerhalb der EU gezeigt werden, dass die Interventionsgruppe (Telemedizin-Arm) im Vergleich zum bisherigen Behandlungsstandard (Kontrollgruppe) eine signifikante Verbesserung erzielte. Hinsichtlich der gesundheits-bezogenen Lebensqualität (FACT-G), des Unterstützungsbedarfs (SCNS-SF34), der State-Trait-Angst (STAI-Y), der Selbstwirksamkeit (CASE-Cancer) und der Arbeitseinschränkungen (WLQ) blieb die Symptombelastung in der Interventionsgruppe auf dem Niveau vor der Chemotherapie, während die Kontrollgruppe (Standardbehandlung) ab Zyklus 1 einen Anstieg berichtete. Der Bedarf an unterstützender Pflege war für die meisten SCNS-SF34-Domänen in der Interventionsgruppe niedriger, einschließlich der Bedürfnisse im Bereich Sexualität, Pflege- und Unterstützungsbedarf und körperliche Bedürfnisse sowie Bedürfnisse des täglichen Lebens. (Maguire et al., 2021)

Mittlerweile kann die Docobo-App im App Store (für Apple-Geräte) und bei Google Play (für Android-Geräte) auf das eigene Smartphone heruntergeladen werden. Nach der Registrierung der Patient:innen auf der Online-Plattform wird ein zehnstelliger persönlicher Code erstellt, der benötigt wird, um die App mit dem hinterlegten Profil zu verknüpfen. So findet das CE-zertifizierte Medizinprodukt (Class I und IIA) datenschutzkonform seinen Einsatz. Somit wird ein personalisierter Zugang zum Symptom-Management geschaffen: Es können speziell auf die Erkrankung und Medikation der Patient:innen abgestimmte Informationen bereitgestellt werden. Zudem ermöglichen evidenzbasierte Fragebögen (PROMs) die Erhebung des aktuellen Gesundheitszustands der Patient:innen. Darüber hinaus wird es zukünftig möglich sein, via Videotelefonie über die Online-Plattform mit den Patient:innen in Kontakt zu treten oder Erinnerungsfunktionen zu programmieren, was die korrekte Medikamenteneinnahme unterstützen soll.

Referenzen:

Maguire, R. et al. (2021) ‘Real time remote symptom monitoring during chemotherapy for cancer: European multicentre randomised controlled trial (eSMART)’, BMJ, p. n1647. doi: 10.1136/BMJ.N1647.

Short Cuts:

  • DSGVO konformes Fernüberwachungssystem in Echtzeit
  • Tägliches Symptom tracking und Symptom Management
  • CE (class I and IIA) zertifiziertes Medizinprodukt
  • Elektronischer Patientenakt via ELGA in KIS integrierbar
  • Patient-reported outcome measures (PROMs) zur Erfassung von Lebensqualität und gesundheitsbezogenen Aspekten